Als mein Mann und ich am Wochenende so viel rumgekramt haben, fielen uns zwei Heftchen
in die Hände.Aus deen Jahren 1962-1964 -da schrieben sich die Mutter meines Mannes und
irgendwelche "Tanten" über den Zustand meines Mannes!So in etwa : er war in dieser Woche sehr artig,
es hat ihm hier Spass gemacht, etwas traurig aber gut gegessen und mehrmals in die Hosen statt auf
Töpchen....
Mein Mann war über 2 Jahre lang ein Heimkind!Nur an den Samstagen zu den Sonntagen war er "Zuhause"!!
Zwischendurch kam sein Bruder auf der Welt,der lebte Zuhause -komischer Weise!
Wie, frage ich kann man das mit seinem eigenen Kind machen?
Krank war er oft, haben wir rausgelesen, mit dem Magen und Probleme mit der Haut hatte er.
Also ich bin schon recht Sprachlos und die Achtung vor diesser Frau ist so ziemlich im A...!
Vor dem Schlaganfall erzählte sie auf Familienfesten, wie sie sich für ihre Kinder aufgeopfert hatte,
was sie alles getan hatte...

Vielleicht könnt ihr mal darüber reden, sie muss doch irgendwelche Gründe gehabt haben...

ich war auch 4 jahre in einem wochenheim.
meine eltern hatten kein geld und sie mussten beide arbeiten gehen.
krippen oder kindergartenplätze gab es nicht oder zu wenig.

Düdel, darf ich mal fragen wie das dort do war? War es ok für dich oder eher keine so schöne Zeit?

Rema kann dein Mann sich an diese Zeit erinnern? Ja er soll doch einfach mal seine Eltern fragen warum er dort war. Ich weiß nicht wie es war, aber so wie Düdel schreibt war es ja gar nicht so unüblich,oder Ich will deine Schwiegereltern jetzt nicht unbedingt in Schutz nehmen, aber versuch es doch mal in Erfahrung zu bringen warum, was meinst du?

ich war noch sehr klein babs, aber ich weiß manches. hat sich eingebrannt und ich hatte bis ich erwachsen war albträume. es war ein evangelisches Kinderheim und sehr sehr streng. da herrschte zucht und ordnung und liebe gesten gab es dort nicht. ich wollte eigentlich auch nur sagen, dass es für meine eltern schwer war und für mich auch, aber sie sahen keinen anderen weg. beide hatten eine gescheiterte ehe hinter sich. mein Vater musste für ein kind zahlen und meine mutter brachte ein kind mit. meine eltern machen sich heute noch vorwürfe, dass sie diesen weg gehen mussten. ich kann mir selber keine besseren eltern wünschen und ich liebe sie, so wie sie mich lieben. es war halt eine schlechte zeit wo man manchmal dinge tun muss, die man nicht möchte. vielleicht war es bei rema schwiegermutter nicht anders und man verurteilt einen menschen falsch.

Die Mutter kann ich oder wir nicht mehr fragen, durch den Schlaganfall ist sie sehr
eingeschränkt -in allem!
So ca. 20000 Kinder wurden in Wochenheimen untergebracht.
20000 Kinder -die bis heute einen Seelischen Schaden davon tragen.
Mehr muss ich, denke ich nicht dazu sagen.
Ein Kind -Baby -Säugling -gehört in die Obhut der Eltern, Vater, Mutter -es
benötigt dringend ihre Liebe und Fürsorge.
Mein Mann hat nie ein inniges Verhältnis zu seiner Mutter gehabt.Ist ja auch verständlich, warum.

Bedingt durch meinen Beruf habe ich schon sehr viele Eltern aus allen möglichen gesellschaftlichen Schichten kennen gelernt. Und allen Eltern, egal wie sie mit ihren Kindern umgehen, unterstelle ich erst mal, dass sie für ihr Kind nur das Beste wollen. Auch Eltern, die schimpfen, schlagen, maßlos verwöhnen, das Kind als Partnerersatz benutzen, auch diese Eltern wollen ihrem Kind (bewusst) nicht schaden. Sie wissen und können es in vielen Fällen einfach nicht besser. Das stellt sich bei vielen Gesprächen, die ich mit den Eltern führe, immer wieder heraus. Auch äußerer Umstände wie Berufstätigkeit, Schichtdienst, Arbeitslosigkeit, Pflegefälle in der Familie u.a. nehmen den Eltern oft viele Möglichkeiten bei der Erziehung ihrer Kinder.
Ich möchte deine Schwiegermutter nicht verteidigen, Rema, aber sie hatte sicherlich auch ihre Gründe. Vielleicht war sie wie Düdels Eltern in einer Situation, die ihr nicht erlaubte, ihren kleinen Sohn zu Hause zu betreuen? Wenn das Thema dich und deinen Mann und die sowieso sehr brüchige Beziehung zu deiner Schwiegermutter sehr belastet, solltet ihr unbedingt das Gespräch mit ihr suchen. Wahrscheinlich ist es ihr auch nicht leicht gefallen, ihr Kind abzugeben.

Gründe hat Jeder, all die die ihre Kinder abgegeben haben.
Dass entschuldigt in meinen Augen den Heimaufenthalt nicht.
Die Schäden an den Kindern bleiben bestehen, egal welche Gründe es gab.
Wir haben danach gegoogelt und waren überrascht, wie viel Kinder es sind
und wie viel von denen Schaden davon getragen haben.
Das sind einfach Fakten, ich greife Niemanden an.
Das muss jeder mit seinem Gewissen vereinbaren.
Trotzdem habe ich das Recht, denke ich -gerade wenn ich Kinderbilder
meines Mannes sehe,es der Mutter übel zu nehmen, den kleinen Spatz weggegeben zu haben.

Er wird mit seiner Mutter nicht mehr darüber reden können, sie ist nicht mehr in der Lage dazu.
Aber er hat abgeschlossen, damit.So ist er, mein Mann.Bei mir würde der Schmerz rumoren.
Aber er hat ja Recht, so geht es ihm jedenfalls besser.

Rema, wenn dein Mann damit abgeschlossen hat und es auch kann, dann lass ihm doch seinen Frieden. Es ist ja auch eher seine Sache. Dann würde ich es auch jetzt nicht mehr zum großen Thema machen, denn das würde deinen Mann zusätzlich verletzen denke ich. Und das willst du ja auch nicht. Und manche Sachen, egal wie sie sind, können nicht mehr rückgängig gemacht werden, so schwer es uns auch oft fällt es zu akzeptieren.

ich will deine Schwiegermutter auch nicht rein waschen, vielleicht hat sie aber auch schon selbst genug drunter gelitten (und wurde deshalb so hart) , man weiß es nicht.
Eigentlich denke ich ist es besser, es ruhen zu lassen, wenn dein Mann damit klar kommt, auch um eurer kleinen Familie willen.

Ich will nicht rumrühren...
Ich wollte bloß mit meiner Bestürzung irgendwo hin und schauen,
was ihr so darüber denkt!

Reden kann helfen ich bin selbst betroffen und habe diese Facebookseite ins Leben gerufen. https://www.facebook.com/DDRHeimkinder

Danke für die Seite, ich werde mal schauen .... da ich auch einige Jahre untergebracht war.