Ziel unseres Forums hier ist, Migräne Geplagten zu helfen, mit Tips und Ratschlägen...und unseren Erfahrungen. Wer sehr häufig unter Kopfschmerzen oder Migräne leidet, kann nur noch schwer einen normalen Alltag leben! Behandlungen und Therapien * Info Inklusive: Allgemein, Neuere med. Behandlg. (ONS),
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ZitatVon Claudia Hoffmann, 30.01.12, 11:57h Chefärztin Dr. Stephanie Zippel berichtete über die Kopfschmerz-Problematik bei Kindern und Jugendlichen. Was viele nicht wissen: Auch Säuglinge können Migräne haben, nur ist es schwer zu erkennen. Kopfschmerzen Bild vergrößern Nicht immer sind die Schmerzen bei Kindern so genau zu lokalisieren wie hier im Falles des vierjährigen Leon. der sich ein kühlendes Läppchen an die Stirn hält. (Bild: Hoffmann) Dr. Stephanie Zippel Ulrike Strang Mechernich - „Wenn mein Kopf sich gut anfühlt, dann ist er ganz groß und hat viel Platz für all die schönen Gedanken, die ich darin haben will“, schildert ein kleiner Patient des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) in Mechernich das Gefühl der Erleichterung, die einsetzt, wenn der peinigende Schmerz „hinter den Augen“ nachlässt. So vielgestaltig wie die Beschreibungen der Linderung sind auch die Ausprägungen eines Leidens, von denen nahezu jeder Mensch schon einmal betroffen war: Insgesamt 200 Kopfschmerzformen unterscheidet die International Headache Society (IHS), die sie in 14 Gruppen klassifiziert. Darunter allein 45 Formen des so genannten „primären Kopfschmerzes“, der nicht auf andere Erkrankungen zurückzuführen ist.
Er beginnt bei einem Großteil der Patienten bereits in der Kindheit oder Jugend. „Kopfschmerzen stellen auch bei Kindern die häufigste Schmerzerfahrung dar“, erläuterte Chefärztin Dr. Stephanie Zippel unlängst bei einer Informationsveranstaltung mit dem Titel „Mein Kopf klopft – was kann das sein?“ im Kreiskrankenhaus Mechernich.
Was viele nicht wissen: Auch Säuglinge können Migräne haben. Nur ist sie in diesem Fall viel schwerer zu erkennen: „Das Baby brüllt wie am Spieß. Aber keiner weiß, was es hat“, skizzierte Zippel das Problem. Demnach gilt es also, die „Zeichen zu lernen und zu lesen“. Fortwährendes „Kniepen“ mit den Augen oder Blässe könnten hier bereits ein Indiz sein. Im Vorschulalter verfügen dann mehr als ein Drittel aller Kinder über einschlägige Kopfschmerzerfahrungen.
Das Vorkommen steigt mit der Einschulung und zeigt einen neuen Höhepunkt zwischen 10 und 15 Jahren. Die zunehmende Häufigkeit – in den vergangenen 30 Jahren hat sich die Zahl der Fälle insgesamt verdreifacht – hat nach Zippel auch etwas mit den veränderten Lebensbedingungen zu tun. Im Unterschied zu früher war der Tagesablauf ungleich weniger „spektakulär“, aber doch regelmäßiger strukturiert: aufstehen, Schule, Ranzen in die Ecke werfen, spielen, Hausaufgaben machen und schlafen.
In unseren Zeiten werde alles darangesetzt, dass möglichst keine Langeweile aufkommt: heute Phantasialand, morgen Spieleparadies, übermorgen Geburtstagsparty. „Kindern ist heute nicht mehr langweilig, aber damit kommt auch der Kopf nicht zur Ruhe“, bilanzierte Zippel. Die Folge: starker Leistungsabfall, viele Fehlzeiten in Kindergarten und Schule, sozialer Rückzug und damit Isolation oder Schlafstörungen.
Beengte Wohnraumsituationen, gestörte familiäre Verhältnisse oder zunehmender Leistungsdruck sind weitere Risikofaktoren. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität ist enorm. In entsprechenden Untersuchungen fanden sich bei Kindern und Jugendlichen mit Migräne sogar ähnliche Einschränkungen wie bei Patienten mit onkologischen oder rheumatischen Erkrankungen. Häufig wird der damit verbundene Leidensdruck bei Kindern nicht wahrgenommen.
Um die adäquate Therapieform zu finden, müssen Kopfschmerzen richtig klassifiziert werden. Das erspart nach Zippel oft eine „nicht immer notwendige Diagnostik (EEG, Kernspintomographie, etc.). Bei der Anamnese unterscheidet man nach „apoplektiformen“ (tritt innerhalb von Sekunden auf), „akuten“ (innerhalb von Minuten), „subakuten“ (30 bis 120 Minuten) und „chronischen“ (allmählich zunehmenden) Kopfschmerzen. Der akute Kopfschmerz ist dabei mitunter die gefährlichste Variante, da „man zunächst nicht genau weiß, was vorgeht“, erläuterte Zippel.
Die Gründe können zahlreich sein: Sie reichen von vergleichsweise harmlosen Atemwegsinfekten und grippalen Infekten über Mittelohrentzündungen oder Bluthochdruck bis hin zur lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung, die in weniger als einer Stunde diagnostiziert sein muss. Bei chronisch nicht zunehmenden Kopfschmerzen kann es sich um eine Fehlhaltung, Fehlsichtigkeit oder um eine Fehlstellung der Zähne handeln.
Auch die aktuelle Frisurenmode kann durchaus ihren Teil beitragen: Der lässig über einem Auge getragene Pony stört den Früh-, Spät- oder wie auch immer Pubertierenden nicht. Doch „das Gehirn muss ständig ein Auge ausschalten, erklärte Zippel, deren – freilich heitere Diagnose – in einem solchen Fall lautet: „Ab zum Frisör.“ Ein Kopfschmerz, der immer beunruhigend ist, ist nach Zippel der chronische Kopfschmerz. Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Lähmungen sind in jedem Fall Alarmzeichen.
Kinder ab neun Jahren, die schon mindestens sechs Monate an Spannungskopfschmerzen oder Migräne leiden, finden in der Kopfschmerz-Therapiegruppe des SPZ Hilfe, wie Psychotherapeutin Ulrike Strang erläuterte. Voraussetzung ist, dass alle relevanten medizinischen Untersuchungen vorgenommen und organische Ursachen ausgeschlossen worden sind.
Mit Hilfe der Comicfigur FIF, der den Kopfschmerzdrachen DRAK besiegen soll, werden in einer vier- bis sechsköpfigen Gruppe unter anderem kindgerechte Informationen über psychologische Prozesse des Kopfschmerzes vermittelt, Kopfschmerzauslöser aufgedeckt, Entspannungstechniken geübt und Strategien der Stressreduzierung und Problemlösungen ermittelt.